Der Münzschatz von Steckborn
Andeutungsweise hatte ich auch schon davon gehört, aber niemand wusste genaueres. Irgendwo in der Spiegelgasse, beim Abbruch eines Hauses (ehem. Nägelibaum) soll er gefunden worden sein. Nach längerer Suche im Internet wurde ich dann fündig. Da wusste jemand Bescheid. Gold und Geschmeide war es aber dann doch nicht.. Es wird von einem Topf voll Brakteaten gesprochen. Vorzustellen hat man sich darunter schlecht geprägte Silberblech-Plättchen.
Einzelstück (gefunden im Heimatmuseum Turmhof, Steckborn)
Hans-Ulrich Geiger hat darüber viel geschrieben aber eigentlich doch nichts konkretes ausgesagt, was weiterhilft. Da es urheberrechtlich geschützt ist, ersparen wir uns eine Veröffentlichung, zumal man doch nicht klüger wird.
Um doch noch genaueres zu erfahren, kontaktierte ich Dr. Lutz Ilisch von der Uni Tübingen. Er hatte sich ebenfalls mit dem Münzschatz von Steckborn befasst und ein Buch* darüber verfasst. Sein Spezialgebiet ist die islamische Numismatik.
*Der Steckborner Schatzfund von 1830 und andere Funde nordafrikanischer Dirhams im Bereich des Karlsreiches, in: Proceedings of the Assemani Symposium on Islamic Coinage, Padua (Padova) 17-18 Mai 2003
Ich möchte aus seinem Email zitieren:
Sehr geehrter Herr Labhart,
wahrscheinlich haben Sie es schon gefunden:
Michael McCormick, Origins of the European Economy: Communications and
Commerce, 300-900 AD, New York (Cambridge University Press) 2002
Wenn Sie das Buch in Frauenfeld nicht finden, so wird es zumindest in
der Zürcher Zentralbibliothek zu finden sein.
Auf den über 1000 Seiten werden Sie verschiedentlich Steckborn
wiederfinden. Auch wenn ich in Einzelheiten abweichender Meinung sein
mag, so hat McCormick nach meiner Ansicht in seiner Grundthese eines
intensiven Sklavenhandels zwischen dem Karlsreich und dem
Abbasidenkalifat recht.
Nochmal beste Grüße,
Lutz Ilisch
Nun muss ich also doch noch weitersuchen und hoffe, die Bücher von Ilisch und Michael McCormick irgendwie einmal in die Hände zu bekommen. " Die Schatzsuche geht weiter !"
KA. Dörig hat sich das Buch von McCormick beschafft und musste enttäuscht feststellen, dass kaum etwas Verwertbares zum Münzschatz von Steckborn darin enthalten war.
Ein Mail zum Landesmuseum ist auch sehr enttäuschend ausgefallen.
Ausser dass alles urheberrechtlich geschützt ist und Fotos zum Schnäppchenpreis von 100.- Fr. / Stck.angefordert werden können. Dazu die Auflage, sämtliche Fotos mit den relevanten Urheberangaben und Aufbewahrungsorte zu verlinken.
Somt lässt sich der Schatz nach 1000 Jahren wieder "versilbern".
Aus dem Mail vom Landesmuseum ging hervor, dass noch ein 2. Münzschatz beim Bau der Hauptstrasse Steckborn - Berlingen gefunden wurde.
Das Thema Münzschatz wird uns also noch weiter beschäftigen.
Unterdessen bin ich auf eine weitere Textstelle gestossen:
"Im 17. Jahrhundert soll im Stadtgraben eine beträchtliche Zahl von merowingischen und karolingischen Münzen gefunden worden sein. 1830 wurden in der Nähe des ehemaligen Siechenhauses, östlich vom Städtchen, am Siechenrain, viele Münzen ausgegraben, die von kalifischen Statthaltern in Bagdad, aus dem 8. Jahrhundert, stammten."
Wo war denn nun wieder der "Siechenrain mit dem Siechenhaus" ? Diese Münzen wären ja noch 300 Jahre älter, als jene aus dem Nägelibaum (Spiegelgasse). Auch über den Fund aus dem 17. Jh. im Stadtgraben weiss ich noch nichts näheres.