"Das mittelalterliche Kloster "

Feldbach

Als die Konstanzer Schwestern ihr Domizil 1253/54 auf die Feldbacher Landzunge verlegten, nahmen sie vermutlich fürs erste Wohnsitz in der Burg des Kuno von Feldbach und benutzten die dazugehörige Kapelle als Klosterkirche. Die Burg - in der Urkunde vom 12. Juli 1252 als «Castrum [...] situm supra lacum» bezeichnet - lag direkt am See, wohl an der Stelle, wo sich heute noch das «Altkloster» befindet. Die wahrscheinlich aus dem 10. Jh. stammende Kapelle wurde 1227 renoviert und zu Ehren der Muttergottes, des hl. Nikolaus und des hl. Konrad geweiht. Sie dürfte unmittelbar östlich der Burg am See gestanden haben und scheint mit der in späteren Aufzeichnungen dort bezeugten «Nikolauskapelle» identisch gewesen zu sein. Eine Bestätigung finden diese Lokalisierungen in der Stumpfschen Chronik aus dem 16. Jh., wo Burg und Kapelle noch erwähnt werden: «Dises schlosses alte gebeüw werden noch eins teils gespürt im vorhof des Closters / zü allerhinderst am See / an der alten Capellen».
Etwa zehn Jahre nach der Ankunft der Schwes­tern dürfte mit dem Bau einer grossen Klosteranlage begonnen worden sein. Der genaue Zeitpunkt des Baubeginns lässt sich zwar nicht ermitteln, doch berichtet ein Dokument aus dem Jahr 1262, dass damals der Abt von Tennenbach vom Generalkapitel damit beauftragt wurde, den vorgesehenen Bauplatz zu inspizieren und allenfalls eine Verlegung zu veranlassen. Die Inspektion scheint jedoch die Vorbehalte (Bedenken wegen Hochwassergefährdung?) zerstreut zu haben, denn bereits kurz darauf muss mit den Bauarbeiten begonnen worden sein. Dass nämlich schon 1267 die bittere Armut des Klosters beklagt wurde, hing sicherlich mit den enormen Kosten zusammen, die der Bau verursachte. Wann die Arbeiten ihren Abschluss fanden, ist nicht bekannt. Die Klosterkirche dürfte vor 1279 vollendet gewesen sein, denn in diesem Jahr wurde der Guttäter des Klosters, Heinrich von Klingenberg, «unter der Ampel» (unter dem Fenster bzw. unter dem Ewig Licht) in der Kirche bestattet.


Die Klosterkirche wurde einige Meter südlich der Burg als nördlichstes Element der Klosteranlage erbaut. Den zisterziensischen Idealen entsprechend bestach sie durch eine unkomplizierte und schnörkellose Architektur: Sie hatte einen einfachen, geosteten Rechteckgrundriss ohne Seitenschiffe und Querhaus, war ausserordentlich lang, schmal und hochgereckt und verfügte über einen soliden Mörtelfussboden, der auf einem festen und gutverlegten Steinbett ruhte. Die Wände waren ursprünglich weiss mit aufgemalten Quaderfugen und Weihekreuzen; wahrschein­lich erst im 14.Jh. kamen dann einige bildliche Darstellungen hinzu. Eine simple flache Holzdecke vervollständigte den Eindruck einer bewussten Zurückhaltung dekorativen Elementen gegenüber.
Der langgestreckte Hauptraum der Kirche hatte den Charakter eines grossen Saales, der allerdings durch Trennelemente in drei liturgische Räume unterteilt war: Ganz im Osten der Kirche befand sich das Presbyterium, in der Mitte der Frauenchor und im Westen der Konversenchor. Die Abtrennung der einzelnen Zonen war jedoch nicht vollständig, da die Querteilungen maximal bis in eine Höhe von etwa 3 oder 4 m reichten. Oberhalb dieser Abgrenzungen zogen die Seitenmauern, die Fensterzone und die Decke hinweg, sodass die Grösse des Raumes für alle sicht- und spürbar blieb. Die Klosterfamilie war auf diese Weise zwar räumlich nach Ständen und Gruppen separiert, vereinigte sich aber als grosse Gemeinschaft in einem einzigen grossen Betsaal vor dem im Altarsakrament anwesenden Gott.
Im Presbyterium befand sich der um einige Stufen erhöhte, freistehende Hochaltar. Die flache Ostwand dahinter hatte wahrscheinlich schon damals drei Spitzbogenfenster, wobei das mittlere grösser und breiter als die beiden seitlichen gewesen sein dürfte. Nord- und Südwand des Presbyteriums waren fensterlos. In der Nordwand befand sich eine stichbogige Türe zur Sakristei und daneben - vermutlich seit der 1. Hälfte des 14. Jh. - ein riesiges, 6 m hohes Fresko des hl. Christopherus. Später - der genaue Zeitpunkt ist unklar - wurde direkt unterhalb dieses Freskos die vergit­terte Nische eines Heiligen Grabes eingebaut, wozu der Fussteil des Christophorusbildes abgeschlagen wurde.
Gegenüber den im Westen anschliessenden Tei­len der Kirche war der Boden des Presbyteriums leicht erhöht, sodass es durch eine querlaufende Stufe vom Frauenchor abgetrennt war. Diese Stufe scheint während des Mittelalters das einzige Trenn­element zwischen diesen beiden Raumteilen gewesen zu sein. 1615 nämlich forderte der visitierende Generalabt, dass im Zuge der Reformvorschriften von Trient nun auch in Feldbach der Nonnenchor durch ein Holzgitter und einen Vorhang vom Presbyterium abgetrennt werden sollte.


Bezüglich der Ausstattung des mittelalterlichen Frauenchors sind kaum Informationen überliefert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch in Feldbach ein doppelreihiges und U-förmiges, durch einen Mittelgang getrenntes Chorgestühl bestand, das in den hinteren Reihen den Nonnen, in den vorderen den Novizinnen Platz bot. Fünf der insgesamt neun hochschmalen Spitzbogenfenster der Nordwand liessen ihr Licht in den Frauenchor hinein. Die Südwand hingegen war wegen der südlich angeschlossenen Bauten auf ihrer ganzen Länge ohne Fenster. Zwei Türen - im östlichen Teil eine Spitzbogentüre, im westlichen eine Rundbogentüre - führten vom Frauenchor ins südlich anschliessende Oratorium.
Gegen Westen, zwischen dem vierten und fünf­ten Fenster der Nordwand, grenzte eine etwa 3 m hohe Mauer den Frauenchor vom Konversenchor ab. Weil die Konversen als Laien vom liturgischen Dienst ausgeschlossen waren und ihnen der Zutritt zu Frauenchor und Presbyterium verboten war, richteten die Zisterzienserinnen grundsätzlich immer «zwei Kirchen in einer einzigen» ein, nämlich eine Nonnenkirche und eine Konversenkirche. Die halbhohe Mauer trennte die beiden Bereiche zwar optisch klar voneinander ab, erlaubte es den Kon­versen aber gleichwohl, akustisch dem Zeremoniell in der Nonnenkirche zu folgen. Wie die Feldbacher Konversenkirche im Mittelalter ausgesehen hat, ist nicht genau bekannt. Vermutlich befanden sich zwei Altäre an der Mauer gegen den Frauenchor. Die Südwand war durchbrochen von zwei niedrigen, aber breiten Spitzbogenarkaden. Am dazwi­schenliegenden Rechteckpfeiler befand sich über dem aufgemalten Konsekrationskreuz eine lebensgrosse Figur, deren Identität unbekannt bleiben muss, da Ende des 19. Jh., als Johann Rudolf Rahn die Bauten beschrieb, nur noch «die Füsse und der mit kleinen rothen Nullen gemusterte Gewand­saum»erkenntlich waren. Unklar ist auch, wie der nach dem Aussterben der Konversen obsolet gewordene Raum genutzt wurde.
Wohl gleichzeitig mit der Kirche wurde die Sakristei errichtet. Sie lag mit bündiger Ostfassade an der Nordwand des Presbyteriums und hatte in der genannten Fassade zwei schmale, schartenartige Fenster. Der ursprünglich eingeschossige, fast 7 m hohe Raum scheint in einer späteren, nicht genauer datierbaren Bauetappe durch ein Zwischengewölbe in zwei Stöcke unterteilt worden zu sein.
Auf der Südseite, zwischen Kirche und Kreuzgang, befand sich ein gleichzeitig mit der Kirche erbautes Oratorium. Ein derartiger einseitiger Anbau war für eine Zisterzienserinnenkirche nicht die Regel; eher noch kamen solche Räume bei Benediktiner- oder Dominikanerkirchen vor. Auch ist seine Lage zwischen Kirche und Klostergeviert untypisch und selten, denn üblicherweise befanden sich solche Zubauten auf der andern Seite der Kirche. Der lange und relativ schmale Anbau der Feldbacher Klosterkirche erstreckte sich über deren gesamte südliche Längsseite. Sein Westteil war durch eine Mauer von seinem östlichen Bereich abgetrennt und bekam, da er durch die beiden breiten Spitzbogenarkaden mit der Konversenkirche verbunden war, die Wirkung eines Seitenschiffs zum Konversenteil. Den östlichen Teil, das eigentliche Oratorium, verbanden lediglich zwei schmale Türen mit dem Frauenchor. Unter dem kirchseitig erhöhten Schrägdach bedeckte eine ein­fache Bretterdecke die Räumlichkeiten des korridorartigen Anbaus. In der Südwand war über dem Dach des daran anschliessenden Kreuzgangs eine «Reihe niedriger Flachbogenfenster» in die Mauer eingelassen, die Oratorium und «Seitenschiff» mit Licht versorgten. Welche Funktion das mittelalterliche Oratorium hatte, ist unklar. Aufgrund der Thematik seiner ursprünglichen, aus dem frühen 14. Jh. stammenden Malereien - eine Sterbeszene, heilige Fürbitter, Stifterwappen - dürfte es sich um einen Begräbnisraum für die Angehörigen der Stifterfamilien gehandelt haben. Vermutlich kurz nach 1327 dürfte im östlichsten Teil des Oratoriums ein Altar und eine eigentliche Grabkapelle - Liebfrauenkapelle genannt - eingerichtet worden sein. Da es in zahlreichen Klöstern nicht erlaubt war, klosterfremde Personen innerhalb der Klosterkirche zu bestatten, wurden verschiedenenorts derartige Räume in unmittelbarer Nähe des Presbyteriums errichtet, um dieses Verbot zu umgehen. So befand sich die heute im Schweizerischen Landesmuseum aufbewahrte Grabplatte eines Edlen von Klingen wahrscheinlich in Form eines Tischgrabes im Ostteil des Oratoriums bzw. in der Liebfrauenkapelle. In der Nähe dieser Grabstätte lagen ziemlich sicher einige weitere Grablegen. Die Mehrzahl der Toten ruhte im Mittelalter jedoch ganz im Osten des nördlichen Kreuzgangflügels, dort, wo an der Aussenmauer des Oratoriums auch das 1317 gefertigte Goldast-Epitaph angebracht war.


Die relativ günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Frühzeit des Klosters ermöglichten den Bau einer stattlichen Klosteranlage, die sich im Süden an das Oratorium anschloss und wahrscheinlich gegen 1300 vollendet war. Über deren Aussehen ist leider noch weniger bekannt als über die Klosterkirche. Sicher gab es einen quadrati­schen Kreuzgang. Dieser war auf der Ostseite vom Nonnenflügel, auf der Westseite vom Konversenflügel gesäumt. Er hatte ein Schrägdach, darunter wie die Kirche und das Oratorium eine flache Decke und war mit Lisenen und frühgotischen Spitzbogenfenstern gegliedert. Der südliche Flügel war anfangs wohl noch nicht wie die andern durchgehend mit soliden Gebäuden versehen, sondern dürfte aus unterschiedlichen Wirtschaftsgebäuden von eher provisorischem Charakter bestanden haben.


Der Ostflügel, der den Nonnen vorbehalten war, hatte vermutlich zwei Geschosse. Unten befanden sich der Kapitelsaal, ein Durchgang zum Garten und der Konventsaal, der geheizt werden konnte und deshalb besonders im Winter auch als Refektorium diente. Im oberen Geschoss lag das gemeinsame Dormitorium. Der Westflügel, in dem die Konversen wohnten, war ebenfalls zweigeschossig. Er enthielt neben den Konversenräumen, deren genaue Gestaltung für Feldbach nicht zu eruieren ist, vermutlich vor allem Vorratsräume. Wo die weiblichen und wo die männlichen Konversen untergebracht waren, ist nicht klar. Vielleicht gab es Räume, die sie gemeinsam nutzten; oder die weiblichen Konversen wohnten im Westflügel,während die Männer ausserhalb der Anlage - vielleicht im Vorgängerbau des «Altklosters» - lebten.
Die Anlage aus der Frühzeit des Klosters war anscheinend dermassen solid und grossräumig bemessen, dass sich später aufwändige Erweiterungen erübrigten. Radikale Um- oder Neubauten mussten keine vorgenommen werden, sodass die ursprüngliche mittelalterliche Klosteranlage in ihrer Grundsubstanz bis ins 19. Jh. erhalten blieb.

Umbauten und Renovationen bis ins 19. Jh.

Nach der Fertigstellung des Erstbaus um 1300 ist erst für die Jahre zwischen 1465 und 1470 wieder mit grösseren Bauarbeiten zu rechnen. In diesen Jahren wurde mehrmals für Feldbach kollektiert, einmal, am 19. Juli 1466, gar explizit für den Kirchturmbau des Klosters. Es ist also anzunehmen, dass die Feldbacher Klosterkirche erst zu dieser Zeit ein Dachreitertürmchen erhielt. Dieses Türmchen hatte Wimperge mit kugeltragenden Spitzen, die zum polygonalen, mit Turmkopf und Kreuz bekrönten Helm überleiteten. Möglicherweise wurde damals auch der nicht zum Klostergeviert gehörende Riegelbau erstellt, der in der westlichen Verlängerung der Klosterkirche stand und vermutlich als «Gasthaus» diente.
Als der Feldbacher Konvent nach der Reformation wiederauflebte, wurden auch die baufällig gewordenen Gebäulichkeiten renoviert. Gemäss Abrechnungen aus den Jahren 1551-1557/58 arbeitete man in dieser Zeit an der «muren im closter», in der grossen und der neuen Stube, am Turm, am Glockenstuhl, an der Mühle, am neuen Kuhstall, am neuen Waschhäuschen, an verschiedenen Torkeln sowie an des «bichters huss». Auf dem Epitaph der von 1549 bis 1582 regierenden Äbtissin Afra Schmid ist zudem zu lesen, dass diese die „Abbty, das schlafhuss, die conventstuben, Auch anderer gebu mit Zimmer und muren“ erneuern oder umbauen liess. 1573 waren die wichtigsten Bauarbeiten unter Afra vielleicht noch nicht abge­schlossen, wohl aber doch sehr weit fortgeschrit­ten; jedenfalls lobte der Generalabt Nikolaus Boucherat I. Feldbach anlässlich einer Visitation als ein „elegans monialium monasterium“.
Im Jahr 1580 wurden auch für Wirtschaftsbauten wie Stallungen, Torkel und eine Säge, sowie für eine Ringmauer Ausgaben getätigt - gut möglich also, dass Feldbach zu jener Zeit als eines der ersten schweizerischen Zisterzienserinnenklöster vollständig von einer Mauer umgeben war. Ob diese Massnahme direkt mit den strengeren Klausurvor­schriften des tridentinischen Konzils zusammen­hing, ist ungewiss, denn gerade Äbtissin Afra wehrte sich vehement gegen die Annahme strikterer Klausurbestimmungen.
Ebenfalls 1580 erhielt die Äbtissin von dem visitierenden Abt den Auftrag, «das sie die grossen Conventstuben abtailen und mit ainer Maur oder Wand underschidigen und also zu zwayen gemachen [Räumen], nämlich das Vordertail zu aim Refental [Refektorium], und das ander zu ainer Conventstuben machen oder verordnen, und nämlich ain neuwe thür auss dem Creutzgang in die Con­ventstuben, unnd ein Ofen auss dem Creutzgang, so gegen dem garten werts gat, in das Refental hin­ein richten lassen solle». Erst zu dieser Zeit erhielt das Kloster also ein speziell installiertes, beheizbares Refektorium.

Um 1609 wurde der Kreuzgang erneuert, und spätestens ab diesem Zeitpunkt war er auf der Westseite zweistöckig. 1613 baute Äbtissin Ursula Ott nördlich des Klostergevierts neben der Nikolauskapelle direkt am See das heute noch bestehen­de und als "Altkloster» bezeichnete Beichtigerhaus. Die Konstruktion der Ostmauer lässt vermuten, dass sich in ihr ein Rest der 1252 erwähnten Burg erhalten hat. Das Gebäude hatte im Lauf der Zeit verschiedene Funktionen: Vor dem Neubau von 1613 diente die ehemalige Burg möglicherweise als Wohnhaus und Refektorium für die männlichen Konversen, spätestens ab dem Jahr 1613 wohnte der Beichtiger darin, und in neuerer Zeit wurde das Gebäude unter anderem auch als Fabrikkantine benutzt; heute dient es als Teil der Hotellerie.
1620 wurde der Westflügel um ein Stockwerk auf drei Geschosse erhöht und mit einem kuppeltragenden Eckerker versehen. Er diente nun neu
als Gasthaus und beherbergte in seinem Südteil die Äbtissinnenwohnung.
Der unter Äbtissin Regina von Pflaumern (reg. 1646-1681) einsetzende Aufschwung äusserte sich auch in einer verstärkten Bautätigkeit. Unter anderem wurden die Klosterkirche und das Oratorium verschönert und neu ausgestattet.
1649 erweiterte Meister Georg Ellensohn aus Oberstdorf bei Sonthofen im Allgäu die Liebfrauen­kapelle im Oratorium in Richtung Osten, sodass die Ostflanke der Klosteranlage auf markante Art und Weise aufgebrochen wurde. Die Kapelle hatte nun einen dreiseitigen, polygonalen Ostabschluss mit zwei seitlichen Fenstern und trug wahrscheinlich schon damals einen zwiebelbehelmten Giebelreiter. Der alte Altar des Oratoriums wurde abgebrochen und wohl in den neuen Teil disloziert. Ausserdem wurde im Raum der alten Liebfrauenkapelle eine Nonnenempore eingebaut und gemäss Baumeisterverding ein Fenster in die Wand gebrochen, damit die Nonnen von der Empore aus freie Sicht ins Presbyterium und auf den Hochaltar hatten. Ab 1665 wurden die Reliquien der hl. Flora in der Liebfrauenkapelle aufbewahrt, weshalb sie nun auch Florakapelle genannt wurde.
Mit dem Bau des Beichtigerhauses, des neuen Westflügels und der vorkragenden Liebfrauenkapelle hatte die mittelalterliche Klosteranlage äusserlich einen leicht barocken Akzent erhalten.
Eine weitere wichtige Neuerung im 17. Jh. betraf das Innere der Kirche, genauer den Frauenchor, der sich bis dahin am Boden zwischen Presbyterium und Konversenchor befunden hatte. Zwischen 1662 und 1674 - der genaue Zeitpunkt ist unklar - wurde er »als Lettnerchor an Ort und Stelle in die Höhe gehoben» und sozusagen «auf eine Bühne gestellt», weshalb die fünf östlichsten Fenster der Nordwand verkürzt werden mussten. 1663 erneuerte man überdies den Hochaltar.
Bis in die 1760er Jahre berichten die Quellen nur sehr unpräzis über weitere bauliche Veränderungen. Unter Äbtissin Maria Victoria von Lichtenstein (reg. 1716-1731) nahm man Renovationsarbeiten an der Kirche vor und kaufte in diesem Zusammenhang eine neue grosse Uhr. Ausserdem dürfte damals in der Südostecke des Kreuzhofs, unmittelbar vor dem Refektorium, ein Brunnenhaus entstanden sein, welches die Nonnen später gern als schattenspendendes «Sommerhaus» benutzten. Um 1745/1785 soll zudem das Torhaus und 1763 das Beichtigerhaus («Altkloster») erneuert worden sein.
Anlässlich der Einhundertjahrfeier der Flora- Translation fanden 1764/65 in der Klosterkirche und im Oratorium grössere Umbauarbeiten statt. Spätestens jetzt wurde die Lettnerempore ersetzt und - wie zu dieser Zeit in fast allen Frauenklöstern des Zisterzienserordens - ganz im Westen der Kirche eine Nonnenempore errichtet. Diese Westempore trug das Chorgestühl und die Orgel und ragte weit ins Kirchenschiff hinein. Aus diesem Grund verkürzte man die fünf westlichen Fenster und setzte zur Belichtung des Raumes unter der Empore drei neue Rundfenster in die Nordwand. Vermutlich gleichzeitig vermauerte man das mittlere Spitzbogenfenster hinter dem Hochaltar, erneuerte die beiden daneben liegenden Seitenfens­ter, versah die Decke mit einem flachen Gipsplafond und brach auf der Westempore eine Tür in die Südwand der Kirche, damit die Klosterfrauen direkt vom zweiten Stock des Westflügels des Konventgebäudes auf die Empore gelangen konn­ten. Ob das dazwischenliegende Oratorium zu dieser Zeit also zweigeschossig war, oder ob lediglich ein Laubengang als Brücke zum Konventgebäude führte, ist nicht mehr festzustellen. Schliesslich scheint 1764/65 auch noch die Trennmauer zwischen dem Oratorium und dem «Seitenschiff» abgebrochen worden zu sein.
Nach diesen neuerlichen Umbauten wies die Kirche folgende Raumeinteilung auf: Ganz im Osten befand sich nach wie vor das Presbyterium, im Westen, unter der Nonnenempore, lag der Chor der Laienschwestern, und dazwischen, durch Gitter von den übrigen abgetrennt, der Laienteil. Letzterer war relativ klein, wurde aber auch nur selten von der Kirchgemeinde Steckborn benutzt.
Bis zur Klosteraufhebung 1848 wurden kaum mehr bauliche Veränderungen vorgenommen. Nennenswert sind lediglich das Neudecken des Kirchturms 1820, der Abbruch der Nikolauskapelle am See zwischen Juli 1835 und Januar 1838 sowie die Erneuerung der Gipsdiele in der Liebfrauenkapelle 1841.
Vom einst stattlichen Kloster sind zwei Partien der Klostermauer und das so genannte «Altkloster» (heute Gaststätte) übrig geblieben. Der eine Mauerrest besteht aus zwei noch rund 80 m langen Flügeln der Süd- und der Westmauer, die beim Weiler Feldbach zusammenstossen. Der andere Rest, der ebenfalls etwa 80 m lang ist, säumt die Ostseite des einstigen Klosterareals; er hat im südlichen Drittel ein vermauertes Tor, dessen Bogensteine aussen die Jahreszahl 1783 aufweisen.
Das «Altkloster» ist ein mehrteiliger Gebäudetrakt, der einst direkt auf der Seemauer stand. Er überstand den Brand von 1895 unversehrt. 1923/24 wurde dem Rundturm eine neue Zwiebelhaube aufgesetzt und das altertümliche Fachwerk des westlich anschliessenden Flügels durch ein neues ersetzt.

Weitere umfassende Renovationen 1948 (u.a. neue Fenster und neue ostseitige Treppe) und 1985/86.

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