Ein neues Schützenhaus

Das Jahr 1957 wird als Markstein in der Geschichte der Vereinigten Schützen Steckborn eingehen, und es könnte darüber allein ein halbes Buch geschrieben werden. Nachdem sich unser Oberhirte und Präsident August Bauer auf Ende 1956 endgültig verabschiedete, musste zuerst ein Nachfolger gefunden und verpflichtet werden. Es darf schon als besonderer Dank und Grosszügigkeit gegenüber dem Verein und der ganzen Schützengemeinde gewertet werden, dass unser geschätzter Kamerad Konrad Gräflein nach bereits 16 Jahren Vorstandstätigkeit noch als Präsident sich zur Verfügung stellt.

Viel Arbeit stand bevor, denn der Neubau des neuen Schützenhauses wurde Tatsache. Orts- und Munizipalgemeinde bewilligten Ende Februar 1957 grünes Licht zum Bau dieser Anlage. Die Projektierung mit einem Pistolen- und Kleinkaliberstand mit vorerst fünf Scheiben im Kellergeschoss lag in den Händen von Architekt Ernst Sturzenegger, dessen Pläne von Anfang an gut ankamen. Dank unseres neuen Präsidenten und ersten Schützenmeisters Ernst Habegger konnten die verschiedenen Detail-Einrichtungen und technischen Belange für den ganzen Schiessbetrieb bestens bewerkstelligt werden. Mit einem letzten Endschiessen und Ehrung am 1. September 1957 nahmen wir auf historische Art und Weise mit Funken, Salven und Dankesworten Abschied von unserem alten Schützenhaus. Einen speziellen Dank zur ganzen Baugeschichte darf den Behörden und in besonderem unserem Gemeindeoberhaupt Willi Labhart abgestattet werden, der sich für unsere Angelegenheiten stets positiv einsetzte.

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Schützenhaus von 1880 im Obertor

Eine vermehrte Arbeit brachte auch die Gestaltung des Scheibenstandes auf 50 Meter, Zugscheiben mit Zeigergraben oder wie erst im Entstehen begriffene Scheiben-Transportanlage System Spieth-Lienhard, die dann auch als erste in der Schweiz in Steckborn installiert wurde. Zur Vorbereitung der nun kommenden Untersektionen mit Kleinkaliber- und Pistolengruppe mussten auch die Statuten entsprechend revidiert und verankert werden. Mit dem Umbau des Gasthauses Sonnenhof im Sommer gleichen Jahres konnte durch die Neugestaltung einer Schützenstube eine gefällige Schrankfront für unsere Trophäen samt Fahne geschaffen und übernommen werden. Das prächtig ausgebaute neue Schützenhaus mit modernen Einrichtungen samt Schützenstube konnte offiziell am 21 ,/22. Juni in Anwesenheit der Behördemitglieder übernommen und von Seiten unseres Präsidenten bestens verdankt werden. Mit einem Tag der offenen Tür, mit Musik und Tanz samt Wein und Bier, haben wir dieses edle Geschenk eingeschwemmt und in Besitz genommen. Gute Arbeit und hohe Resultate wurden am Eidgenössischen in Biel erzielt, wieder ganz vorne können wir eine Neuenburger Pendule in Empfang nehmen und die Schützenstube im Sonnenhof ausstatten.

Neues Schützenhaus

Unser Ehrenmitglied Ernst Gremlich hat während 14 Jahren den Bezirksschützenverband präsidiert und Konrad Gräflein muss auch zusätzlich diese weitere Charge übernehmen. Das Jahr 1959 darf nach Vollendung aller baulichen Einrichtungen in und um das neue Schützenhaus als ruhig gewertet werden. Nebst dem Besuche der normalen Anlässe wurde unser Verein durch den Tod unseres lieben Kameraden und Ehrenmitgliedes Otto Haug plötzlich überschattet. Während mehr als 30 Jahren hatte der Verstorbene dem Schiesswesen als konzilianter und aufrichtiger Freund gedient und viel zum guten Gedeihen des neuen Vereines beigetragen. Etwelche Abwechslung im Vereinsbetrieb gab es 1960 anlässlich der 500-Jahrfeier des Kantons Thurgau. Zum grossen Umzug am 4. September in Frauenfeld hatten wir das Vergnügen, die Teilnahme der Steckborner Schützen am ersten Kantonalschiessen in Ermatingen 1835 mit zwei Gruppen zu demonstrieren. In Anwesenheit der Gründer dieses Verbandes Prinz Louis Napoleon und Karl Ammann wurde dazumal dieser Akt gebührend gefeiert und begossen, und nicht viel schlechter erging es uns am Umzug in der Metropole, denn innen und aussen wurden wir gleichmässig verschifft. An einer ausserordentlichen Versammlung wurde noch ein Kredit von 11000 Franken zur Anschaffung von fünf weiteren Laufscheiben im 50m-Stand bewilligt. Infolge starker Frequenz drängte sich diese Erweiterung auf, zudem im kommenden Jahr 1961 die Durchführung eines Kleinkaliber-Schützenfestes zur Selbstfinanzierung dieser Auslagen geplant ist. Infolge Wegzuges von Herbert Hugentobler übernimmt Robert Flury das Amt als Schützenmeister 300 Meter für vier Jahre, und sein Nachfolger wird Willi Kessler. Mit grossem Erfolg konnte im Jahre 1961 mit 1263 Teilnehmern das Kleinkaliber-Standeinweihungsschiessen Ende August in zwei Etappen über die Bühne gehen. Mit einer Plansumme von 20000 Franken, die noch um weitere 5000.- übertroffen wurde, konnte dank dem Voranschlag, sowie der kräftigen Mitarbeit aller Funktionäre, die neuinstallierten Scheibenzüge selbst bezahlt werden. Im selbst erstellten Festzelt herrschte unter der Mitwirkung der Kapelle Hu-Wi während der ganzen Dauer des Festes gute Stimmung, und der finanzielle Erlös der Festwirtschaft war ebenfalls positiv. Als Hauptakteure dieses grossen Anlasses dürfen Robert Flury, Konrad Gräflein, Ernst Habegger, Herbert Hugentobler und Ernst Lutz als Festkassier erwähnt werden. Unter der Leitung von Josef Müller besucht die Kleinkalibersektion erstmals ein Eidgenössisches Schützenfest 1962 in Bern. Der Erfolg durfte sich zeigen lassen; in der 4. Katego¬rie erreichten sie von 36 Sektionen den 10. Rang und wurden mit einer prächtigen Wappenscheibe ausgezeichnet. 55 Jungschützen wurden diese Jahr wiederum von A. Pernet, Robert Staub und Josef Müller mit Erfolg ausgebildet. Mit einer Beteiligung von 128 Schützen beginnt das Jahr mit dem Feldschiessen 1963 in Berlingen. Ende Juni fahren wir mit 49 Teilnehmern zum Eidgenössischen Schützenfest nach Zürich und beteiligen uns auch am Umzug des Ostschweizertages. Leider endet diese Schiess-Saison am 17. September mit dem tragischen Todesfall unseres Ehrenmitgliedes und Kameraden Walter Rüfle. Nicht nur als treffsicherer Schütze, sondern auch hilfsbereit an allen Ecken und Enden setzte er sich speziell für den Nachwuchs und schwächere Schützen ein und opferte sich für alle Anliegen im Verein, dem er genau 30 Jahre gedient hatte.