"Bomber Schaffner"

Einer der grössten Nachtbomber des letzten Krieges aus dem Bodensee (Untersee) aus 32m Tiefe geborgen. Viermotorige "Lancaster" 5000PS, Fluggewicht 31 Tonnen, Bombenladung 10 Tonnen, 10 Geschütze

 

Neustes in Kürze - Freitag, 28. April 1944

Notlandung eines deutschen Nachtjagdflugzeugs bei Dübendorf.

Absturz zweier Flugzeuge.

Amtlich wird mitgeteilt: In der vergangenen Nacht vom 27. zum 28. April 1944 ist schweizerisches Hoheitsgebiet zwischen 00.20 und 03.20 Uhr erneut verschiedentlich durch fremde Flugzeuge verletzt worden. So überflog eine grössere Zahl fremder Flugzeuge unbekannter Nationalität den nördlichen Teil unseres Landes. Um 02.15 Uhr landete ein deutsches Nacht-Jagdflugzeug, das sich verirrt hatte, in Dübendorf. Die dreiköpfige Mannschaft wurde interniert. Ferner liegen Meldungen vor, dass ein Flugzeug bei Hämikon-Hitzkirch und eines auf der Gräppelen-Alp (Toggenburg) brennend abstürzte. Flieger-Alarm wurde in der ganzen Schweiz, mit Ausnahme des Unter-Wallis gegeben. Die Fliegerabwehr trat in Aktion. Weitere Einzelheiten können erst später bekanntgegeben werden.

Friedrichshafen bombardiert.

London. In der Nacht auf heute Freitag waren wiederum starke Verbände über Deutschland tätig. Hauptangriffsziel war Friedrichshafen.

 

Dienstag, 2. Mai 1944

Thurgau

Steckborn. Im Verlauf des Krieges hat die Bevölkerung am Untersee schon manche aufregende Stunde miterlebt. Am ärgsten ist wohl die Nacht auf den vergangenen Freitag, beim Fliegerangriff auf Friedrichshafen gewesen. Fast eine volle Stunde dauerte der ohrenbetäubende Lärm der vorüberfliegenden Flugzeuge, während des Anfluges und der Rückkehr. Am östlichen Himmel erhellte sich der Horizont in rot und gelb leuchtender Farbe. Scheinwerferlicht flammte auf und warf die mächtigen Strahlenbündel nach allen Seiten. Erschreckt wurde man aber, als ein einzelnes Flugzeug niedrig das Städtchen überflog. Einige Sekunden später vernahm man ein starkes, langgezogenes Krachen, so dass man sofort die Vermutung aussprach, der Bomber sei in der Nähe in den See gestürzt. Am Morgen fanden sodann Leute, die an die Arbeit gingen, am Seeufer Sauerstoff-Flaschen, ein Gummiboot, Pelzjacken und andere Gegenstände, so dass nun mit Gewissheit feststand, dass ein Flugzeug in den See gestürzt sein musste. Von der Besatzung des Flugzeuges war vorerst nicht zu entdecken. Um 09.00 Uhr brachte ein Landwirt eines Hofes oberhalb Steckborn 5 Flieger auf den hiesigen Polizeiposten. Es waren alles junge Burschen {Australier). Zwei von ihnen wiesen im Gesicht stärkere Verbrennungen auf. Von den Fliegern war nun zu erfahren, dass ihre Maschine beim Angriff auf Friedrichshafen beschädigt wurde, so dass sie auf dem Rückweg in den Untersee stürzte. Die Besatzung konnte sich mit dem Gummiboot retten. Da die Flieger nicht wussten, dass sie sich auf Schweizergebiet befanden, flüchteten sie landeinwärts, wo sie von jenem Landwirt verpflegt wurden. Die Besatzung des Flugzeuges zählte sieben Mann. Zwei Mann sind kurz vor dem Absturz mit dem Fallschirm abgesprungen. Wo sich diese befinden ist ungewiss. Das Flugzeug ist sofort gesunken. Sein Standort soll sich oberhalb des Restaurant zum „Schweizerland" später „Romatica" befinden.

 

Dienstag, 1. Juni 1954

Thurgau

Der Unterseebomber nun bei Steckborn
Mitte April gelang es der Firma Schaffner aus Suhr im Kanton Aargau den bei Gaienhofen im April 1944 abgestürzten Bomber zu heben, Er lag in zirka 400 Meter Entfernung vom Landungssteg in südöstlicher Richtung in zirka 28 Meter Tiefe. Als dann der Bomber gehoben werden konnte, wurde er nach Gaienhofen abgeschleppt und dort an der Seehalde verankert. Verschiedene Formalitäten mussten erfüllt werden, bis der Bomber nach Steckborn überführt werden konnte. Hier soll dieser auf dem Eisfeld im Riet aufgestellt und dem Publikum gezeigt werden.
Gestern Montag Abend hat nun die Unternehmerfirma Schaffner den Bomber, der an zwei zusammengekoppelten Pontons hing, diesen abgeschleppt. Ein Motorboot, mit einem sehr starken Motor zog die ganze Last von Gaienhofen nach dem Eisfeld in Steckborn. Die Fahrt ging nur sehr langsam vor sich. Einmal war die Last die an diesen Pontons hing sehr schwer und hing noch einige Meter unter der Wasseroberfläche und zum andern war ein heftiger Westwind. Das Motorboot hatte zu kämpfen mit den Wellen. Diese wiederum spritzten ihre weisse Gischt hoch auf an den breiten Flächen der Pontons. Nach zweistündiger Fahrt gelangte dann diese ungewöhnliche Last im Riet an. An der Seehalde wurde der Bomber, der immer noch unter der Wasseroberfläche ist, verankert und wird nun im Laufe dieser Tage aus dem See gezogen. Unterdessen wird das Eisfeld hergerichtet, damit der Bomber dort platziert werden kann und die Leute das Flugzeug besichtigen können. Bis es aber so weit war, mussten sehr viele Formalitäten erledigt werden. Mit grossem Interesse verfolgten die Seeanwohner die ganze Fahrt und beim Einnachten war sehr viel Volk auf dem Eisfeld, die meisten wohl in der Meinung, nun die Bergung des Bombers mit ansehen zu können. Zuerst muss aber eine starke Rampe erstellt werden, damit das grosse Flugzeug vom Seeboden über die Ufermauer auf seinen Platz geschafft werden kann.

 

Dienstag, 8. Juni 1954

Steckborn. Einiges vom „Bomber". Darüber erfahren wir noch folgendes: Zur Bergung dieses Flugzeuges war allein die Firma Metallguss Dipl.-Ing, Otto Rapp, Konstanz, Metallgiesserei und Schrottverwertung, durch Verträge mit den zuständigen deutschen und alliierten Stellen berechtigt. Diese Firma hatte bereits schon vor drei Jahren die Bergungsrechte für die bei Immenstaad abgestürzten Maschinen. Im Herbst 1953 wurde erstmals der Standort des abgestürzten Bombers ausgemacht. Die langwierigen und schwierigen Verhandlungen zur Genehmigung der Hebung dieses Bombers und die technischen Vorbereitungen dauerten bis zum Frühjahr 1954. Zur Durchführung der Taucharbeiten wurde die Schweizer Firma Martin Schaffner, Suhr (Aargau) herangezogen.

anland

Unter den ungünstigen Verhältnissen wurde Anfang dieses Jahres mit den Vorarbeiten zur Hebung begonnen. Bereits bei der Abfahrt der Tauchboote von Konstanz aus musste die Eisdecke im Hafen durch ein Bundesbahnschiff aufgebrochen werden. Später sind die Tauch- und Bergungsboote durch heftigen Sturm abgetrieben worden; das Tauchboot ist mitsamt dem Luftkompressor und den Taucheinrichtungen abgesunken und musste erst wieder gehoben werden.

Kurz vor Ostern gelang es den abgestürzten Bomber aus 28 Meter Tiefe und über 300 Meter Entfernung vom Landungssteg an die Halde bei Gaienhofen zu heben und zu schleppen. Da es der Firma Rapp, Konstanz, nicht erlaubt war, das Flugzeug auf deutschem Gebiet nach der Hebung auszustellen, hat der Unternehmer das Flugzeugwrak der Bergungs- und Tauchfirma Schaffner mit Genehmigung des militärischen Sicherheitsamtes und der deutschen zuständigen Ausfuhrstellen übergeben. Aus diesem Grunde kam der Bomber nach Steckborn. Das Eisfeld ist nun für diesen Ausstellungszweck hergerichtet und nach der Hebung kann dort das Flugzeug besichtigt werden.

 

Dienstag, 2. Juni 1954

Steckborn. Der Bomber der auf dem Eisfeld ausgestellt ist, übt bereits seine Anziehungskraft aus. Täglich besuchen einige Hundert Personen das Eisfeld um das mächtige Flugzeug zu besichtigen. Die Maschine ist gereinigt, auf Holzböcken aufgestellt, so dass eine Besichtigung gut möglich ist.

Eine Holztreppe führt über das Flugzeug und von dort ist es möglich, einen Blick in das Innere der Maschine zu werfen.

Zeitungsauschnitte von Mario Giesinger gesammelt.